„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“, so schreibt Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“. Kann auch dein Tagesanfang voller Zauber sein? Wie sieht bei Dir in Deiner Familie der Start in den Tag aus?
Voller Zauber über den neuen Tag und die neuen Möglichkeiten?
Oder eher stressig mit vielen Hürden? Raus aus den Federn, Anziehen, Blick auf die Uhr …?
Die erste Begegnung mit deinem Kind gleich am Morgen prägt den ganzen Tag.
Darf es ein freudvolles „Guten Morgen!“ für einen fröhlichen, gut gestimmten Tagesbeginn sein? 🙂
Wie fühlt sich das freudvolle „Guten Morgen!“ in der ersten Begegnung am Tag für dich an?
Herzlich, in freudiger Erwartung, dankbar, warm und weit?
Wie oft erlebst du diese Momente? 5 Tage von 7? Einmal die Woche?
Und die anderen Tage? Wie fühlt sich ein Morgen an, wenn die Nacht x-Mal unterbrochen war, weil dein Kind krank ist oder weil gerade so viele Dinge neu sind – ein Umzug, der Einstieg in die Kita, Arbeitsbeginn von Mama oder Papa, Sorge um ein Familienmitglied, Schulbeginn oder gar der Abschied von einem geliebten Menschen?
Dumpf, wie gelähmt, schwer? Fühlst du dich in solchen Morgenstunden überhaupt?
Dein „Guten Morgen!“ wird sich entsprechend anhören. Und damit ist dann auch einem unachtsamen Tagesbeginn mit einem Verhalten, was so gar nicht deinem Ideal entspricht, Tor und Tür geöffnet.
Als junge Mutter hatte ich lange Zeit folgende Gedanken in mir:
„Heute kann ich nicht, wie ich will – achtsam, geduldig, präsent, einfühlsam, die Verantwortung voll übernehmend. Ich bin zu müde, bin angeschlagen, zu genervt … z.B. von einem Streit oder habe einfach zu viel zu tun. Morgen …! Wenn ich besser drauf bin, dann wickele ich die Jüngste mit voller Aufmerksamkeit, bereite das Frühstück mit Herzblut oder sorge für mehr Struktur, die allen gut tut. Heute lass ich es laufen!“
Auch mal gut. Nur musste ich feststellen, dass es die Phase, in der alles gut läuft, viel zu selten gibt. Die guten Gewohnheiten, die ich mir gewünscht hatte, konnten gar nicht entstehen, weil nie länger optimale Bedingungen waren.
Je bewusster mir das war, desto klarer wurde die Antwort:
Schluss mit Warten auf optimale Bedingungen! Wie wäre es, wenn HEUTE der Tag ist, an dem ich mehr von dem tue, was ich wirklich will? Z.B. einen stärkenden, nährenden Tagesanfang?
Aber wenn ich selbst am Limit bin und keine Kraft habe?
Was mir geholfen hat, ist festzustellen, dass es auch andere Kraftquellen für mich als nur den Schlaf gibt.
Keine Frage, dass es wichtig ist, für gute Schlafbedingungen zu sorgen.
Aber wir brauchen alle weitere Kraftquellen, um das leben zu können, was wir wollen und um unseren Kindern starke Wegbegleiter*innen sein zu können.
Was kann das für dich sein?
Hier eine Inspiration aus meinem Schatz:
Ein kurzer bewusster Morgenanfang an der frischen Luft.
Ein paar tiefe bewusste Atemzüge nur für mich, um mich mit mir, mit meinem Lebensraum und der Erde zu verbinden.
Vielleicht sogar barfüßig auf dem grünen Rasen.
Kannst du die kühle frische Morgenluft in deiner Nase oder deinem Mund fühlen, wie sie ein- und ausfließt?
Danach klingt dein „Guten Morgen, mein Schatz!“ gleich ganz anders.
Wenn du gut genährt bist, dann … und nur dann kann sich dein Kind auch bei dir sättigen. Dann erhält es die wichtigste Nahrung, die es braucht und wird bindungssatt.
Auf dass wir starke Wegbegleiter*innen für unsere Kinder werden!

